About
urbanize! 2024
»ENERGIE! Power to the People«
Unter dem Titel ›ENERGIE! Power to the People‹ erkundet urbanize! 2024 Möglichkeiten einer ökologischen und sozial gerechten Energiewende und deren Chancen auf Demokratisierung der Energieerzeugung und -nutzung. Um die Mammutaufgaben der Energiewende im urbanen Raum zu stemmen, braucht es innovative technische Lösungen ebenso wie systemischen Wandel und eine energetische Stadtgesellschaft, die ihre Zukunft in die Hand nimmt. Mit rund 40 Veranstaltungen an 6 Tagen und lädt urbanize! interessierte Stadtbewohner:innen bei freiem Eintritt zum emPOWERment mit Expert:innen, Aktivist:innen, Künstler:innen, Verwaltung und Politik.
Energie ist ein Schlüsselbegriff für die Zukunft des Planeten: Woher sie kommt, wie sie erzeugt, genutzt (oder verschwendet) wird, bestimmt die weitere Entwicklung der Erde. Um für uns und kommende Generationen eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, müssen wir unsere Energiesysteme nachhaltig umbauen. An vielen Orten in Wien wird dieser Umbau bereits vorangetrieben: Anenergie-Netze zur nachhaltigen Wärme-Versorgung ganzer Nachbarschaften, Tiefensonden für Erdwärme oder Sonnenstrom-Gemeinschaften sind nur einige der klimagerechten Lösungen für den Ausstieg aus Öl und Gas. Die notwendige technische Umrüstung birgt aber auch Möglichkeiten für die Demokratisierung der Energieversorgung und damit für ein sozial gerechteres Energiesystem, Stichwort: Energiedemokratie. Um diese Chancen auf eine nachhaltige und demokratische Energiezukunft nützen zu können, brauchen wir eine energetische Stadtgesellschaft, die sich einschaltet und ihre Forderungen nach mehr Teilhabe und Mitbestimmung postuliert.
urbanize! 2024 präsentiert innovative technische wie soziale Lösungsansätze und lädt zur Diskussion über Status Quo und Zukunft der urbanen Energiewende. Dabei gibt das Festival den demokratiepolitischen und emanzipatorischen, ebenso wie den ökonomischen und politischen Aspekten des Themas breiten Raum: Energiedemokratie, Versorgungsgerechtigkeit, Energiegemeinschaften und Positive Energy Districts, Governance-Prozesse und aktive Teilhabe stehen im Zentrum des Festivalgeschehens. Mit Stadtspaziergängen, Ortsvisiten, künstlerischen Interventionen, Filmen, Workshops, Netzwerk-Treffen, Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen erkundet urbanize! Chancen und Fallstricke der Energiewende. Das Ziel lautet Empowerment der Stadtgesellschaft und zivilgesellschaftliches Engagement für einen sozial gerechten und klimafreundlichen Umbau der Stadt.
Power to the People!
urbanize! Festivalzentrale
Auf den Aspanggründen in 1030 Wien verwandelt sich eine Stadtwildnis seit 2021 in einen verkehrsberuhigten Stadtteil für Wohnen, Lernen und Arbeiten. Auf 11 ha Fläche entstehen 2000 Wohnungen, ein 2 ha großer Park, Kindergarten und AHS sowie 40.000 m² für Büros, Handel, Gewerbe, Co-Working und Ateliers. Entwickelt von ARE Austrian Real Estate setzt das ›Village im Dritten‹ in Kooperation mit Wien Energie auf ein innovatives, erneuerbares Energiekonzept fürs Quartier: Mit 500 Erdwärme-Sonden wird im Sommer gekühlt und im Winter geheizt. Großflächige Photovoltaik-Anlagen erzeugen bis zu 1 Megawatt erneuerbaren Strom, der auch von den Bewohner:innen genutzt werden kann. Zusätzliche Fernwärme liefert Warmwasser und dient der Versorgungssicherheit.
Bevor die Bagger auffahren, öffnet die ARE für urbanize! ein letztes Mal die Tore eines der letzten Bestandsgebäude am Gelände: Das 1000 m² große, ehemalige Wasserbaulabor der TU Wien wandelt sich zur urbanize! Festivalzentrale mit Vorträgen, Diskussionen, Workshops, dem Kiosk of Solidarity, Performances, Ausstellung, Konzert und Festival-Bar. Schauen Sie sich das an!
urbanize! Festivalzentrale @ Village im Dritten
ehemaliges Wasserbaulabor (Stage 3)
gegenüber Otto-Preminger-Straße 15, 1030 Wien
Erreichbarkeit: Station St. Marx, S-Bahn S7 oder Straßenbahn 18, 71 (4 min)
urbanize! Festival
Im Jahr 2010 hat dérive - Verein für Stadtforschung erstmals zu einem urbanize! Festival geladen, konzipiert als Jubiläumsreihe anlässlich von 10 Jahre dérive - Zeitschrift für Stadtforschung. Das überaus positive Echo auf diese ersten urbanize! Veranstaltungen hat der Verein als Auftrag verstanden, weiterhin einmal pro Jahr Stadtforscher:innen, Planer:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen sowie zunehmend auch engagierte Stadtmacher:innen aus Politik und Verwaltung zu Austausch und Wissenstransfer rund um urbanistische Themenstellungen zu versammeln.
Die Idee, die vielfältigen Blickwinkel auf die Stadt als Œuvre (Henri Lefebvre), als alltägliches Werk ihrer Bewohnerinnen und Bewohner, aus der Welt der akademischen Beschäftigung in den realen Raum der Stadt zu übertragen, bleibt Motor und Ausgangspunkt für die jährliche Programmierung des Festivals. Augenhöhe, Teilhabe, Barriere-Abbau zwischen Expert:innen am Podium und Expert:innen im Publikum und das Schaffen von Räumen für Austausch und Kennenlernen, in denen gemeinsam gedacht, gelacht, gestritten und gefeiert werden kann, ist ein zentrales Anliegen. Dafür bedient sich urbanize! einer Vielzahl an Formaten aus Wissenschaft, Kunst und Alltag: Ausstellungen und künstlerische Aktionen, Stadterkundungen zu Fuß und mit dem Rad, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum, Workshops und Vorträge, Diskussionen und Vernetzungs-Foren, Film und Musik. Die Methode des situationistischen dérive, des sich Treibenlassens und Abschweifens, ist Impulsgeberin für das Festival als Forschungsreise durch Disziplinen, Themen, Formate und Orte. Ziel von urbanize! war und ist Menschen zusammen zu bringen, sie zu ermächtigen, zu irritieren und zu stimulieren – zu einem vielschichtigen Denken und Handeln auf dem Weg zu einer Stadt für alle.
Ein urbanize! Festival besteht immer aus der Hardware der Veranstaltungen und der Software des sozialen Raumes, der Gespräche, des Austausches und der Interaktion. Die Veranstaltungen sind bis auf wenige, rar gesäte Ausnahmen kostenfrei zu besuchen und die gesamte Dramaturgie trachtet danach, einen möglichst offenen und demokratischen Raum zu schaffen. Das Festival will unterschiedliches Wissen und unterschiedliche Menschen miteinander in Beziehung bringen, weil es mit Jane Jacobs daran glaubt, dass die Stadt nur dann Chancen für alle bietet, wenn sie auch von allen gemacht wird.
Wenn die Rechnung aufgeht, erzeugt urbanize! als temporäres Stadtlabor einen Raum der produktiven Verunsicherung und des utopischen Überschusses, einen Raum der Aneignung und eine Bühne für Vorstellungen einer möglichen anderen Welt und einer gerechteren und lebenswerten Stadt.
Die Nachwirkungen sind ebenso vielfältig wie für uns Festivalmacher:innen nicht messbar. Sie arbeiten sich äußerst selten zu uns durch und treten nur manchmal greifbar in Erscheinung. Etwa wenn die Post eine Urban Graphic Novel bringt, versehen mit einer Dankeskarte für die Inspiration. Manchmal werden uns Abschlussarbeiten zugesandt, die sich um das Recht auf Stadt drehen, mit Verweis auf urbanize! als Ideengeberin. Immer wieder bekommen wir Besuch von Kurator:innen und Stadtmacher:innen aus anderen europäischen Städten, die sich mit uns austauschen möchten, um in ihrer Stadt ähnliches ins Leben zu rufen. Oder wir erfahren zufällig, dass sich Festivalgäste bei urbanize! kennen gelernt haben, um Jahre später gemeinsam Kunst- und Forschungsprojekte zu realisieren. Am öftesten aber gibt es Feedback an der Festival-Bar, wo weiter diskutiert und reflektiert wird.
urbanize! ist ein Reallabor des Denkens, das 2024 zum 15. Mal Fragen in den Raum wirft, um gemeinsam Antworten in Theorie und Praxis zu finden. Es ist unser Beitrag zur Selbstermächtigung und Selbstorganisierung und damit zu einer lebendigen und demokratischen Stadtgesellschaft. Schon immer hat das Festival ein Ausrufezeichen im Titel getragen als Aufforderung sich einzumischen, einzugreifen, einzufordern und zu gestalten: urbanize! urbanisieren sie sich!
urbanize! Int. Festival für urbane Erkundungen wird seit 2010 von dérive - Verein für Stadtforschung in Wien, Berlin (2018) und Hamburg (2016) veranstaltet. Der Verein ist auch Herausgeber von dérive - Zeitschrift für kritische Stadtforschung und produziert mit Radio dérive einen Podcast zur Stadt.
Radio dérive
FESTIVAL HÖREN
Seit 2011 präsentiert dérive mit seinem Radio-Podcast auf Radio Orange 94.0 Beiträge zum Stadtraum als Ort der Verdichtung und als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen im Hörformat.
Jährlich zum urbanize! Festival stürzt sich die dérive-Radioredaktion (Karharina Egg, Lene Benz, Nina Cosmea Mayerhofer und Sandra Voser mit Clemens Joham und Theresa Kacerovsky) ins Festivalgeschehen – in diesem Jahr in Kooperation mit Radio Industry.
Radio Industry macht sich gemeinsam mit dem Berliner Projekt Kiosk of Solidarity auf die Reise nach Wien zum urbanize! Festival. Während der gesamten Festivalzeit lädt Radio Industry jeden Abend von 18– 19 Uhr beim Kiosk of Solidarity in der urbanize! Festivalzentrale und anderen Orten zum Talk »Transmitter im Dritten«.
TUNE IN!
urbanize! Festivalradio auf Orange 94.0:
Do, 10 OKT 2024: 13:00 – 14:00 Uhr: »Transmitter im Dritten«
Fr, 11 OKT 2022: 14:00 – 15:00 Uhr: »Transmitter im Dritten«
Sa, 12 OKT 2022: 12:00 – 13:00 Uhr: »Radio dérive unterwegs mit der School of Walking: Alsergrounded«
Sa, 12 OKT 2022: 20:00 – 21:00 Uhr: »Transmitter im Dritten«
So, 13 OKT 2022: 19:00 – 20:00 Uhr: »Transmitter im Dritten«
Live im Radio oder per Stream auf www.o94.at
Nachhören: www.derive.at/radio
Festivalpartnerin
Social Design an der Angewandten
Das Social Design Studio an der Universität für angewandte Kunst besteht – erst und schon – seit 2012. Geboten wird ein Programm, das sich mit einem Master abschließen lässt, und das einem Studienplan folgt, der in seiner Offenheit den nötigen Raum und die gebotene Zeit für Projektarbeit ermöglicht. Diese Struktur lässt sich als Ressource begreifen, die Prozesse erlaubt und nicht zwingend zu schnellen Lösungen drängt. Der universitäre Rahmen schützt dabei vor vorschnellem Pragmatismus oder unproduktiven Engführungen. Gefragt und bestärkt werden Experimente, die über Routinen hinausweisen. Besprochen, formuliert und umgesetzt wird aktive Beteiligung in der Stadt, in deren Belange, Dringlichkeiten, Dynamiken wir uns einmischen, die wir aber zugleich mittragen und bewegen wollen und auch müssen.
Unsere immer neu zu stärkende Freiheit, Themen anzupacken, verdankt sich auch der Konstellation all jener, die im Social Design Studio studieren und lehren, studiert und gelehrt haben und dies auch in Zukunft werden. Wir gehen Kooperationen ein, beauftragen und verpflichten uns selbst zu Projekten und lassen uns ein auf andere und Anderes. Unsere Unterschiedlichkeit setzt Vertrauen voraus, eine weitere genauso zentrale Ressource, um Risiken einzugehen, und dabei keinen Verlust an Zukunft zu erleiden, in Resignation zu verfallen. Und wenn es in diesem Jahr des Festivals um Energie geht, ist das ein Begriff, der vieles mit meint: es geht um die Ungleichheit in der Verteilung von Energie, deren Leistbarkeit, die Verantwortung für den Umgang damit, die scharf zu stellende Frage danach, wer was wem zu welchen Bedingungen zur Verfügung stellt und wem nicht. Und weil Energie nur aus Energie erzeugt werden kann, steht doch fest, dass sie begrenzt ist. Wenn Energie zur Sprache kommt, dann muss auch von Verschwendung die Rede sein, davon, dass Verantwortlichkeiten einfach an nächste Generationen delegiert werden und deren Spielräume zugleich enger und enger gezogen werden. Die Arbeit an und in einer Universität ist vor allem auch und immer eine intergenerationelle, nicht im Sinne von: »Macht mal!«.
Wenn es um Energie geht ist die höchste Dringlichkeitsstufe längst überschritten, und es kann nur darum gehen, nicht innezuhalten, kurzsichtig, unverantwortlich und angstvoll zu erstarren. In diesem Sinne wird es auch dieses Mal bei urbanize! darum gehen, Netzwerke zu stärken, neue zu bilden, und dem »Angriff auf die Gegenwart« (Alexander Kluge) standzuhalten.
Brigitte Felderer, für das Social Design Studio
Festivalpartnerin
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien plant, ermöglicht und vermittelt permanente wie temporäre künstlerische Projekte im öffentlichen Raum von Wien. Wenn die Kunst heute in diesen Raum geht, setzt sie sich mittels interdisziplinärer künstlerischer Formate mit essenziellen Bedürfnissen der Gesellschaft auseinander und sieht sich dort immer wieder mit neuen Inhalten, Fragestellungen und Herausforderungen konfrontiert. Denn die Stadt ist ein lebendiger Organismus, eine Folge von vielen Ist-Zuständen und daher niemals ein Stillstand.
Der Anspruch von KÖR Wien ist, Kunst als einen selbstverständlichen Bestandteil der Gesellschaft in deren Mitte öffentlich zugänglich erlebbar zu machen und zu vermitteln. Dabei gilt es, der Kunst eine aktive Rolle an der Gestaltung von Stadt und ihrer Identität zu geben sowie die Funktion des öffentlichen Raums als Ort des kulturellen und gesellschaftspolitischen Diskurses zu (re)aktivieren. KÖR Wien versteht Kunst im öffentlichen Raum als ein Angebot, neue Perspektiven und Umgangsweisen für die Wahrnehmung und das Handeln in der Stadt zu entwickeln und auch experimentelle ergebnisoffene Prozesse zu ermöglichen.
Seit 2024 ist die Stadt Wien Kunst GmbH die Trägergesellschaft und das organisatorische Dach für die Institution. KÖR Wien lobt Wettbewerbe aus und setzt Projekte um, vergibt Förderungen, kooperiert mit Institutionen und konzipiert Vermittlungsprogramme. Zu den Aktionsfeldern gehören Kunst und Bau-Projekte für Wohnbauten, U-Bahnstationen und Bahnhöfe oder Platzgestaltungen genauso wie temporäre Einzelprojekte, Themenreihen und Projekte im Bereich der Erinnerungskultur. Eine alle drei Jahre wechselnde fünfköpfige Jury – bestehend aus Künstler:innen, Kurator:innen und Architekt:innen – nominiert Künstler:innen für Wettbewerbe oder temporäre Einzelpositionen und bewertet Einreichungen.
Für die nun schon dritte Kooperation mit urbanize! wurden – diesmal gemeinsam mit der KEX Kunsthalle Exnergasse im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms KEX Residenz – Liesbeth Bik und Jos van der Pol eingeladen, die seit 1995 unter dem Namen Bik Van der Pol von Rotterdam (NL) aus agieren. Sie schaffen Räume für Reflexion und Imagination, die die Bedingungen für Neukonfigurationen von Orten, Geschichten und Öffentlichkeiten ermöglichen. Für urbanize! aktivieren sie die »Schules des Gehens«: Dann, wenn Wien die »Staffel« der Europäischen Demokratiehauptstadt von Barcelona übernimmt, laden Bik van der Pol Expert:innen aus den Bereichen Demokratie und Recht bei ihren öffentlichen Spaziergängen zu Gespräch und Reflexion.
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung erscheint seit Sommer 2000 vierteljährlich und versteht sich als internationaler und interdisziplinärer Beitrag zur kritischen Stadtforschung. Die Redaktion thematisiert globale (urbane) Problemstellungen und analysiert sie im lokalen Kontext, um Aufschlüsse über die gegenwärtige Stadtentwicklung zu geben. Herausgeber der Zeitschrift ist die unabhängige Plattform derive – Verein für Stadtforschung mit Sitz in Wien.
Der Ansatz von dérive ist multiperspektivisch, interdisziplinär und gesellschaftskritisch. Die Redaktion kooperiert bei der Erstellung von Schwerpunktheften sowohl mit WissenschaftlerInnen und Forschungsgruppen unterschiedlichster Disziplinen (Architektur, Stadt-, Raum- und Landschaftsplanung, Ökonomie, Soziologie, Geographie, Europäische Ethnologie, Philosophie, Politik- und Kulturwissenschaften, u.a.m.), als auch mit StadtaktivistInnen und KünstlerInnen. Diese berichten in dérive über weltweite urbane Entwicklungen und zeigen in fundierter und kritischer Auseinandersetzung Zukunftsperspektiven für das städtische Leben auf.
Es gibt ein Probeheft zum Herunterladen, die letzten Ausgaben zum Durchblättern und unseren Shop.